Da Finnland nicht weit entfernt von Västervik ist, mussten wir natürlich mit Finja und ihrer Puppe Findus einen Abstecher dorthin machen. Wir hatten schon einiges gutes über die Boulderei auf der Insel Åland gehört. Anfang September machten wir uns auf den Weg und fuhren an Stockholm vorbei nach Kapellskär, von wo aus wir ein paar Tage zuvor die Fähre nach Mariehamn gebucht hatten.
Åland ist überschaubar klein und besteht aus wunderschöner Landschaft, extrem vielen Apfelplantagen. Vom Mariehamn im Süden braucht man keine dreiviertel Stunde bis in den Norden nach Geta, eine winzige Ortschaft um die herum die lohnendsten aller Sektoren gelegen sind. Wir erreichten den uns empfohlenen Schlafplatz, eine nette Badebucht, noch im hellen und trockenen und erwarteten gespannt den ersten Tag auf der Insel.
Der erste Tag war Nass! Wie der Wetterbericht es bereits beim Buchen der Fähre versprochen hatte, fegte ein massiver Sturm über die Insel weg, der ordentlich Niederschlag und viel Wind mit sich brachte. Kurze Fußmärsche sorgten für klatschnasse Klamotten und aus den Autofenstern sah die verregnete Landschaft auch nicht sonderlich sehenswert aus. Entsprechend ging es direkt nach dem Kauf des lokalen Klettertopos „Southern Finnland Bouldering Guide“ ab in den Supermarkt und dann den restlichen Nachmittag ins Hallenbad von Goodby. Finja und Merle waren begeistert! Am Abend besuchten wir die lokale Brauerei Stallhagn und ließen uns hier ausnahmsweise bekochen. Sehr empfehlenswert, wenn auch das Bier mit 7 Euro für 0,4l nicht gerade günstig ist!
Am zweiten Tag hatten wir wieder blauen Himmel und trockenen Wind. Die Wanderung in den ersten Sektor Djupviksgrottan dauert vom Café Soltuna etwa eine halbe Stunde. Der Sektor ist etwa 700 Meter lang und bietet viel Dachkletterei. Vorallem eine Linie stach mir hier gewaltig ins Auge: „Paskapäivä“, fb8A+
Nach dem Aufwärmen war Paskapäivä der erste Boulder den ich probieren musste! Die einzelnen Züge gelangen mir recht schnell: Steiles gehooke an guten Leisten, teilweise weite Züge und sehr viel pressen. Leider jedoch viele Züge hintereinander und bis zum Abschlusshenkel konstant schwer bleibend. Erst nach besagtem Henkel wird es etwas leichter, für den Ausstieg müssen lediglich noch ein paar kleine Leisten durchgezogen und der Kopf (aus Furchtgründen) ausgeschaltet werden. Voll mein Ding! Wir mussten allerdings noch zwei oder drei mal in die Djupviksgrottan laufen, bevor mir der Durchstieg gelang. Was für ein edles Problem, alleine für diesen einen Boulder lohnt sich einen Bouldertrip nach Åland!
Die elf Tage die wir auf Åland verbrachten waren wir zunächst alleine unterwegs, bevor wir uns mit Alena aus Berlin zusammen taten, die gemeinsam mit Katinka die selben Boulder probierte. Wir konnten alle noch den Superklassig „Martikainen“, fb6C+ bzw. dessen Sitzstart „Supermartikainen“, fb7C klettern und einige andere Linien. Zu den vielen Dachproblemen hier muss noch gesagt werden: Die Dachkletterei ist, meisten (nicht immer), relativ langweilig und stupides von Henkel zu Henkel langen. Die besten Probleme findet man an freistehenden Einzelblöcken nebendran.
Ein Tag war für den Sektor Fågelberget reserviert. 3,84km vom Parkplatz aus. Etwa 45-60 Minuten wandern wenn man den Weg auf anhieb Richtig findet. Wir waren nach etwa 1,5h dort! 😉 Die Wanderei mit viel Gepäck, extra viel Wasser und Essen für den ganzen Tag und jeweils einem Kind auf dem Bauch lohnt sich aber definitiv. Eines der schönsten Bouldergebiete die ich weltweit bisher gesehen habe. Direkt am Meer gelegen mit angenehm abgerundeten Griffen finden sich einige leichte Klassiker wieder, ein paar Meter Landinwärts ein Blockfeld mit weiteren Bouldern. Hier gelang mir, nach einigen Startschwierigkeiten mit dem ersten Zug und der unangenehmen Landezone, die Highballkante „Neverland“, fb7C
Zum Abschluss hatten wir noch anderthalb Tage für den Sektor Kasviken. Sehr angenehmer Zustieg, da lediglich 2 Minuten Fußmarsch vom Auto entfernt! Katinka hatte sich die letzten Tage dank wenig Ruhetagen und langen anstrengenden Zustiegen ausgepowert, und beschloss bis Västervik zu ruhen. Ich konnte mir hier noch Begehungen der absolut lohnenswerten Boulder „Sjuktbana“ fb7C, „Dodo“ fb7C und „Mongooli Roof“, fb8A abholen.
Bevor es letztlich wieder auf die Fähre nach Mariehamn ging mussten wir die Festungsruinen von Bomarsund ein zweites mal besuchen. Diesen touristische Flop (Nicht sehenswert!) hatten wir in unseren ersten Tagen bestaunt und sind dann schnell auf den wunderchönen Badestrand nebenan ausgewichen. Leider war uns irgendwann aufgefallen, dass Finjas Puppe Findus fehlte. Wir haben sie leider nicht mehr wieder gefunden und vermuten nun, dass sich Findus in die Nachbarortschaft Finby abgesetzt hat. Auf Wiedersehen Findus, viel Spaß in Finnland!
Ich kann einfach nur sagen Fantastische Bilder von einer beindruckenden Landschaft. Lasst es euch weiterhin so gut gehen.
Liebe Grüße Karl