Schön war’s in den Grampians

Mein Projekt aus dem letzten Bericht ist sofort am nächsten Morgen gefallen: „Dead can’t Dance“, meine erste V11 bzw. fb8a.
Den Toten tanzen beizubringen hat meinen Evolv Kletterschuhen ordentlich was abverlangt, der rechte Schuh hat nun vom vielen Hooken ein Loch in der Ferse, durch das man hindurchschauen kann und der linke Schuh ein fettes Loch am großen Zeh. Aber was soll’s, bouldern hat eben seinen Preis

Nachdem wir nun alle zusammen zumindest eine Teambegehung vom „Wheel of Live“, V16 (~ fb 8c+) haben, dass sich immerhin aus zwei V9 (~ fb 7c) Boulder, einer V11 und einer V12 (~ fb 8a+) zusammensetzt, konnten wir uns alle hochmotiviert unserer übriggebliebenen Zeit in den Grampians widmen. Stefan gelang in der Zwischenzeit mit einer schnellen Begehung von „Cave Bitch“ seine zweite V12 außerdem gab es nun außer „Dead can’t Dance“ quasi keine fb8a mehr die ihm nicht gelang.

Einer der nächsten Ruhetage wurde für einen Tagestrip in die Arapalies eingeplant. Ein bisschen Fels-Sight-Seeing: Die berühmte Wolfgang Güllich Route „Punks in the Gym“, 8b+ (~ UIAA 10+) betrachten und the Trad-Klassiker „Kachoong“, 6b (~ UIAA 7) klettern und am nächsten Tag wieder hochmotiviert in die Grampians.


Tom im Trad-Classic „Kachoong“, 6b, Arapalies

Anstatt danach aber mit Tom, Stefan und Vera für vier Tage in den südlichen Part der Grampians zu pilgern um dort an der berühmten Gallery Routen zu klettern widmete ich meine kostbare Zeit lieber weiterhin dem Bouldern in der Hollow Mountain Cave und so viel mir gleich am nächsten Tag mit „American Pie“, V11 meine zweite fb8a zum Opfer. Um ein weiteres Projekt erleichtert widmete ich mich den restlichen Tag einem neuen, kleinen Felsriegel, etwas oberhalb der Hollow Mountain Cave. Nach starkem Stahlbürsteneinsatz gelangen mir dort die Erstbegehung von „Scared Monsters“, V6 (~fb 7a+) einer recht exponierten und fürchtigen Highballkante nach dessen Erstbegehung mein Spotter Dave sich erstmal ausruhen musste ;). Weiterhin gelang mir noch die Erstbegehung von „The Devil’s Counsselor“, V8 (~ fb 7b+) einem genialen, fünf Sterne, Sloper Boulder.


Ich bei der Erstbegehung von „The Devils Counselor“, V8 (~ fb 7b+)

Ziemlich merkwürdig, dass bisher noch niemand diesen kleinen, aber lohnenden Sektor entdeckt und erschlossen hatte. Zusätzlich sind dort nochmals zwei sehr gute Linien: Eine etwa 7m lange Leistenrail, grob geschätzt zwischen V9 und V12 (~ fb 7c – fb 8a+) und die beste Linie überhaupte, der Highballdynoplatte dem der Name „Desperados“ perfekt stehen würde. Grobe 5 Meter leichtes Leistengeballere, dann von einem Henkel etwa 1,5 Meter weit in ein gutes, slopriges Loch blocken und von dort zusammen mit einem weiteren, schlechten, sloprigen Loch gute 2 Meter weit Schräg nach oben in einen Henkel Springen.

Man hat zwar eine komplett Ebene Landefläche, aber aufgrund der Dynostarthöhe von 6,5 Metern und der Tatsache, dass es vom Fels bis zu Kante mit 50 Höhenmetern bis zur Epsilon Wall keine 8 Meter sind ist es nicht so einfach einen klaren Kopf zum Losspringen zu bewahren.

Die Züge in die zwei Dynostartgriffe waren dennoch schnell gemacht, bis dorthin ist der Boulder so etwa V7 (~ fb 7b) aber der Dyno selbst ist leider ziemlich weit.

Ich musste also mit meinem Seil wiederkommen, denn jedesmal eine fb7b zu klettern um sich dann in 6,5 Metern Höhe doch nicht so richtig zu trauen ins Nirvana zu springen ist auch nicht so ganz Sinn der Sache. Vorallem sind die Chancen nicht gering bei einem Fehlsprung die komplette, ziemlich raue Platte hinabzuschaben und sich alle Körperteile aufzureisen :).

Im Seil hängend konnte ich dann die richtigen Tritte ausfindig machen und den Dyno probieren. In meinem besten Versuch gelang es mir schließlich immerhin den Henkel mit den Fingerspitzen zu berühren, aber höher kam ich nicht mehr.
Nun steht „Desperados“ also als offenes Projekt in den Grampians rum, ziemlich Größenabhängig, bei meiner Größe wohl so um die fb7c+ oder fb8a und wartet auf einen Erstbegeher. Unser Australischer Kumpel Dave ist auch schon ganz Begiehrig darauf aus sicherer Entfernung Bilder zu knipsen, ohne Spotten zu müssen, für ein Fotoshooting haben uns leider sowohl die Zeit und die Pads gefehlt ;-).

Allmählich ging es nähmlich auf die letzten Tage in den Grampians zu und wie so oft ist die Liste offener Projekte noch relativ lang. Dementsprechend strich ich meinen letzten Ruhetag kurzerhand und war die letzten vier Tage am durchbouldern. Mir gelang „Flash Gordon“, V8 (~ fb 7b+), dass ich ein paar Tage zuvor locker bis zum vorletzten Zug geflasht hatte und dann ums erbrechen keine Chance mehr hatte den zweiten Zug hinzubekommen und Dave der seine fette HD Kamera und nen selbst gebauten Kamerakran dabei hatte filmte mich und Stefan nochmals in „American Pie“, V11.


Stefan im Durchstieg von „American Pie“, V11 (~ fb 8a)

Unser letzter Tag war dann der Sending Day schlechthin. Stefan konnte noch „Snooky Badlands“, V11 abhaken, Vera gelang „Strammer Max“ dass sie knallhart von V9 (~ fb 7c) auf V8 (~ fb 7b+) abwertete und mir gelang mit „Cave Man“, V10 (~ fb 7c+), „Happy Camper“, V8; „Butt Gravity“, V7; „Butthole Surfer“, V9 und eine Boulderstraße von fb7b bis fb7c+ und damit all meine offen gebliebenen Projekte.

Nach einer Abschiedsgrillparty in Eric’s Haus in Horsham zogen wir am nächsten Tag über die berühmte Garden Route mit den zwölf Aposteln nach Melbourne, wo wir bereits von James Kassey und seinen Eltern einen Übernachtungsplatz und eine Fahrt zum Flughafen angeboten bekommen hatten.

Und nachdem wir unser Auto am letzten Tag endlich zu einem akzeptablen Preis verkaufen konnten konnten wir uns schließlich in den Flieger nach Süd Afrika setzen, dem Land der Giraffen, Elephanten, Löwen, anderen wilden Tieren und sauvielen Bouldern.

Schreibe einen Kommentar


*